Der Zug der Zeitreisenden

Der Zug der Zeitreisenden

Ich gehe durch meine alte Wohnung und sehe mich um. Es ist alles hell und freundlich. Ein wunderbares Strahlen geht von dieser Wohnung aus. Ich gehe durch die Räume und sehe mein Bett. Freude kommt in mir hoch. Da ich müde bin, lege ich mich hinein, strecke die Arme und Beine von mir, sinke in die weiche Matratze und bin in kürzester Zeit eingeschlafen.

Von Kinderstimmen und –schritten werde ich geweckt. Ich blinzele und mache meine Augen auf. Nun erkenne ich, dass ich in meinem alten Bett in meiner früheren Wohnung liege und hier nicht mehr hingehöre. Ich erschrecke und frage mich, wie ich hier rauskomme, ohne dass mich hier jemand entdeckt.

Schnell schlage ich die Decke auf und gehe zur Tür. Ich drücke die Klinke herunter in der Hoffnung, dass mich niemand bemerkt.

Vier große Kinderaugen und zwei offene Münder schauen mich erschreckt an. Ein Kind ruft ganz laut: „Papa.“ 

Der Vater und die Mutter kommen angelaufen, um nachzusehen, was hier los ist. Die beiden Geschwister haben sich ständig in der Wolle und sie streiten oft. So ist es nicht verwunderlich, dass die Eltern angelaufen kommen. 

Die Frau bleibt wie angewurzelt stehen, sieht mich an und ruft: „Was macht dieser Mann hier in unserer Wohnung? Ich rufe die Polizei.“ Der Mann sieht mich und unsere Blicke treffen sich. 

Wir nicken uns zu. Wir erkennen uns. Wir wissen beide, dass wir Zeitreisende sind.

Der Vater nimmt seine Frau bei der Hand, drückt ihre Hand und gibt ihr damit zu verstehen, dass alles in Ordnung ist.

Er spricht zu ihr: „Du brauchst nicht die Polizei rufen, der Mann hat sich hier nur ausgeruht und er geht wieder.“

Ich nicke dem Vater, der Mutter und den beiden Geschwistern zu, winke und gehe über den Flur zur Wohnungstüre hinaus. Während ich die Wohnungstüre hinter mir zu mache, schließt sich der Raum, in dem ich geschlafen habe und ist nicht mehr zu sehen.

Langsam schlendere ich durch die Gassen und Straßen, die früher einmal mein zu Hause war. Hier und da bleibe ich an einem Schaufenster stehen und sehe mir die unterschiedlichen Auslagen an. Irgendwann habe ich genug davon und gehe zum Bahnhof, um den nächsten Zug zu nehmen.

Am Gleis angekommen sehe ich viele Menschen stehen, die auf den Zug warten. Es herrscht reges Treiben und ein Gedränge am Bahnsteig. Die Reisenden haben schwere Koffer, Kinderwagen, Körbe, Rucksäcke und viel zu viel Gepäck bei sich.

Ich sehe den Zug langsam einfahren und gehe ihm am Bahnsteig entgegen. Im tiefsten Inneren weiß ich, dass dieser Zug nicht anhalten wird. Er wird nur seine Geschwindigkeit verringern, sodass die Reisenden leicht aufspringen können.

Somit laufe ich parallel zum Zug und passe ihm meine Geschwindigkeit an. So kann ich durch die geöffneten Türen sanft aufspringen und in das Innere des Zuges hinein gleiten.

Wie oft hatte ich diesen Sprung schon gemacht.

Ich drehe mich um und suche mir einen Platz im Waggon an einem Fenster. Um mich herum sitzen bekannte Menschen. Sie lesen, schlafen, trinken Kaffe und dazwischen sind spielende Kinder.  Unsere Blicke treffen sich und wir nicken uns gemeinsam zu.

Aus dem Zug heraus beobachte ich viele Menschen, die mit sich und ihrem schweren Gepäck beschäftigt sind. Dabei vergessen sie, auf den Zug zu achten, den sie eigentlich erreichen wollten.

Noch fuhr der Zug in gemäßigtem Tempo, begann aber schon langsam seine Geschwindigkeit zu erhöhen. 

Manche Menschen erkannten in letzter Sekunde, dass sie ihr Gepäck loslassen müssten, um in den Zug zu kommen. Sie lassen es am Bahnsteig liegen, springen zur Tür und purzeln in den Zug hinein. Etwas verwirrt laufen sie durch den Zug, lassen sich aber dann auf einen freien Platz nieder.

Sie sind angekommen im Zug der Zeitreisenden.

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