Foto von Florian Tripp
Deine Herzmauer
Neue Wege gehen, alte Wege verlassen.
Der neue Weg sich dir noch nicht zeigt.
Es ist ein Erahnen, ein Erspüren,
dass sich etwas Unbekanntes aufmacht in dir.
Leichte Vorfreude,
Lebendigkeit
durchströmt dich.
Leben taucht in dir auf,
dort, wo alles still und brach in dir lag.
Alles ist noch da,
was du tot geglaubt hast in dir.
Bilder aus längst vergessenen Tagen,
kommen hoch zu dir.
Sie zeigen dir deine Lebendigkeit,
deine Freude, dein Tun.
Alles ist noch da.
Du hast es nur versteckt.
Versteckt hinter einer Herzmauer.
Alle Freude, alles Schöne,
alle Gefühle,
hast du versteckt hinter dieser Mauer.
Stein um Stein hast du sie aufgebaut.
Erst einen Stein, dann zwei, irgendwann immer mehr.
Am Anfang konntest du noch drüber sehn.
Gab sie dir doch Schutz und Halt, diese Mauer.
Es war nur ein wenig Freude dahin.
Doch warst du sicher und fühltest Halt.
Immer kleiner wurden deine Schritte.
Dein Bewegungsradius immer enger.
So hoch, bis irgendwann die Herzmauer
dich zu erdrücken schien.
Kein Atmen, kein Durchatmen
nun mehr möglich ist.
Ein letzter Gedanke, ein Reflex in dir,
mobilisiert eine innewohnende Kraft in dir.
Mit voller Wucht trittst du nun gegen die Mauer.
Siehe da, es entsteht ein Loch. Du stehst da und staunst.
Durchsehen kannst du und auch atmen.
Es weht dir frische, klare Luft entgegen.
Licht und Helligkeit blenden dich.
Deine Augen blinzeln,
zwinkern, die Tränen fließen.
Irgendwann hast du dich an das Licht gewöhnt.
Du siehst Bilder, Farben, alles Schöne.
Es ist alles noch da.
Das Leben ist noch da.
Du hast dich nur ausgesperrt.
Ausgesperrt vor deinem Leben.
Dort willst du hin und wieder zurück.
Die Mauer dir jetzt nicht mehr dienlich ist.
Stein um Stein trägst du nun ab.
Am Anfang ists noch schwer,
dann wird es immer leichter.
Freude steigt in dir auf.
Irgendwann kletterst du über die Reste der Mauer.
Nun stehst du hier und bist im Lichte.
Setzt dich hin auf eine Wiese.
Das Leben hat dich wieder.
Du bist wieder bei dir.